Proxmox VE hat sich schon in den letzten Jahren als leistungsfähige Alternative zu VMware hervorgetan. Ich selbst habe mich 2021 dazu entschieden, dass wir unsere eigenen Rechenzentren weitestgehend auf Proxmox umrüsten und damit die Workload unserer Kunden auf Proxmox betreiben. Der Kauf von VMware durch Broadcom hat nun eine völlig neue Dynamik in das Thema gebracht. Viele IT-Entscheider im Mittelstand fragen sich, wie es weiter geht. Insbesondere die beliebte Lösung VMware vSAN ist wohl kaufmännisch unter die Räder gekommen – man hört von enormen Preissteigerungen, durch die vSAN wohl uninteressant werden könnte.
Im Folgenden möchte ich vier wesentliche Punkte besprechen:
1. Stabilität
Proxmox VE setzt auf den Linux Kernel und nutzt KVM zur Virtualisierung von Windows- und Linux-Workloads. Auch die Nutzung von nativen Containern ist im Linux-Umfeld eine spannende Möglichkeit. Die Hochverfügbarkeitsfunktionen (HA) von Proxmox VE können mit dem klassischen HA von VMware gut mitspielen. In Sachen Fault Tolerance (FT) ist VMware natürlich deutlich besser aufgestellt, aber sind wir mal ehrlich: Wer nutzt FT im Mittelstand und wer hat FT-fähige Applikationen im Mittelstand. Durch die Nutzung von Ceph als verteiltes Speichersystem, bietet Proxmox VE auch ausgezeichnete Möglichkeiten eine konvergente Umgebung zu bauen und damit die Notwendigkeit von einer dedizierten Storage zu eliminieren.
2. Datensicherung
Lange war die im Vergleich zu proprietären Lösungen relative rudimentäre Möglichkeit zur zentralen Datensicherung ein Kritikpunkt an Proxmox VE. Natürlich war es immer möglich, dass man die virtuellen Maschinen mit agentenbasierten Backup-Lösungen auf Gast-Ebene sichert, doch hat man den Komfort einer gut nutzbaren Sicherung auf Hypervisor-Ebene schmerzlich vermisst. Hier hat das Team von Proxmox enorm nachgebessert und schon vor einiger Zeit den Proxmox Back Server released. Mit dem Proxmox Backup Server sind inkrementelle Sicherungen von VMs möglich. Ebenfalls ist Duplizierung, Komprimierung und die Anbindung von Bandlaufwerken jetzt recht einfach möglich. Darüber hinaus hat Veeam als großer Player im Backup-Game angekündigt, dass man Proxmox VE anbinden will, damit wäre man dann wirklich auf höchstem Niveau versorgt. Ich bin mir sicher, dass da durch die aktuelle Entwicklung noch viel Bewegung reinkommt.
3. Support
Die Proxmox Server Solutions GmbH aus Wien entwickelt Proxmox nicht nur, sondern bietet auch einen kostenpflichtigen Herstellersupport mit garantierten Reaktionszeiten. Sowohl für Endkunden als auch uns als Berater und Architekten, ist diese Möglichkeit ein ganz wichtiger Aspekt. Es kann immer mal zu unerwarteten Fehlern kommen und im Falle von hoch-produktiven Umgebungen ist es ein unschönes Gefühl, wenn man sich nur auf ein Forum oder eine Mailinglist verlassen muss. Das Premium-Angebot garantiert eine Reaktionszeit von zwei Stunden an Arbeitstagen, was nach meiner Auffassung für die meisten mittelständischen Workloads mehr als genug ist und einen hohen Grad an Professionalität zeigt.
4. Souveränität
Dieser Punkt ist im operativen Alltag von IT-Abteilungen und Unternehmen natürlich oft in den Hintergrund gerückt: Die digitale Souveränität. Ganz ehrlich, ich bin kein dogmatischer Prophet und stehe auch nicht in Verdacht, ein Problem mit Software as a Service und der Cloud zu haben. Trotzdem kann es nur ein strategischer Vorteil sein, wenn man im Kern der eigenen IT-Infrastruktur – nämlich der Betriebsplattform – auf offene Technologie setzt und damit einen deutlichen Schritt unabhängiger von Preis- und Unternehmenspolitik ist. Hier meine auch gar nicht unbedingt nur Proxmox, es geht eher um KVM. Proxmox ist eine schöne, gut integrierte und sehr stabile Plattform, aber die Virtualisierung läuft durch KVM und wenn meine VMs auf Proxmox laufen, werden sie auch mit einem nackten KVM laufen.
Eine wertvolle Alternative für den Mittelstand
Ich habe es in der Einleitung vorweggenommen: Sysfacts setzt umfangreich auf Proxmox. Sowohl was unsere Rechenzentren angeht als auch bei Kunden. Da ich die Gesamtverantwortung für das Unternehmen trage und bereits vor zwei Jahren diesen Change veranlasst habe, sollte mein Fazit klar sein.
Aber eine Sache ist heute anders: Vor zwei Jahren habe ich mir Proxmox angeschaut, mit meinem Team gesprochen und die Entscheidung getroffen, dass wir die Lösung trotz der Notwendigkeit für einige Anpassungen beherrschen und die Verantwortung übernehmen können. Proxmox VE hat sich in den letzten zwei Jahren wahnsinnig toll entwickelt und deshalb stehen wir heute an einem Punkt, an dem wir die Lösung auch guten Gewissens an recht verwöhnte Administratoren mit ziemlich anspruchsvollen Workloads empfehlen können.